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Arbeiten auf Kos

by Anja
arbeiten auf Kos

Last Updated on April 25, 2023 by Anja

Arbeiten auf Kos kann man selbstverständlich nicht mit dem Urlaub auf der Insel vergleichen. 

Seit ich den Blog schreibe, bekomme ich oft Nachrichten von Lesern, die gerne auf Kos leben und arbeiten möchten.  Viele haben gar keine Vorstellung, wie es ist in einer Touristendestination wie Kos zu arbeiten. 
Arbeiten und Leben im Ausland ist trendy und wer meinen Über mich Artikel gelesen hat, weiß, dass ich auch schon früh Deutschland verlassen habe, um im Ausland zu arbeiten. Ich war viel unterwegs, bevor ich mich hier niedergelassen habe. Leben im Ausland und die damit verbundenen Erfahrungen sind wertvolle Erinnerungen. Ich möchte diese auch auf keinen Fall missen.

Außerdem: Reisen lehrt Toleranz.

Viele würden mit Sicherheit nicht so denken und wählen, hätten sie Auslandserfahrungen gesammelt. Das Leben im Ausland nicht nur als Tourist kennengelernt.

Also, warum nicht dann auf Kos eine Saison arbeiten und leben?

Kos lebt ausschließlich vom Tourismus und somit sind die Möglichkeiten scheinbar grenzenlos.
Arbeitsplätze gibt es viele:
Ausflugsagentur, Reiseveranstalter, Gastronomie und Hotels, Souvenirgeschäfte. Das sind nur einige der zahlreichen Möglichkeiten. Voraussetzung ist natürlich eine zusätzliche Fremdsprache, am besten englisch.

Als Destinations Manger einiger deutscher großer Reiseveranstalter befand ich mich immer in einem deutsch- gemischtem Team, und es hat sich meist gut ergänzt.
Ich habe mich unter Kollegen und Vorgesetzten hier immer sehr wohlgefühlt:
Bis auf eine gravierende Ausnahme: Mein letzter Arbeitgeber, wobei da meine direkte Vorgesetzte keine Griechin war. 

Arbeiten auf Kos, heißt arbeiten mit Griechen

Beim Arbeiten sind die Griechen eigentlich so, wie im normalen Leben auch.
Sehr lebensbejahend und besonnen. Kaffee und Zigaretten dürfen bei der Arbeit nicht fehlen.
Die weibliche griechische Bevölkerung ist wohl etwas wehleidiger, oft wird wegen Kopfschmerzen oder sonstigen Wehwehchen gejammert.
Außerdem ist es Griechinnen auch immer sehr wichtig, den Kolleginnen den Monatszyklus mitzuteilen:
Entweder man ist gerade davor, mittendrin oder „es“ ist gerade vorbei und man kämpft dementsprechend mit den gravierenden Auswirkungen.

Allerdings wurde ich noch nie  als Arbeitnehmer so verwöhnt wie in meinen Schwangerschaften: Tragen durfte ich überhaupt nichts mehr, selbst zwei Briefumschläge war angeblich zu schwer. Ständig wurde mir ein Stühlchen hingerückt und mein Arbeiten mit Adleraugen überwacht. Ich habe mich selten so betüdelt und aufgehoben gefühlt.

Des Weiteren sind Griechen oft recht schnell beleidigt.
Bei mir im Hotel gibt es einige Angestellte, die seit Jahren nicht miteinander reden, was das zusammen arbeiten natürlich etwas schwieriger gestaltet. Die wissen oft gar nicht mehr, warum sie nicht miteinander reden.  Oft geht es dann nicht anders, ein Vermittler muss einspringen, um wichtige Infos dann an die richtige Person weiterzuleiten. Nachdem ich nicht direkt betroffen bin, schmunzele ich darüber nur. Aber das Verhalten erinnert dann schon sehr stark an einen Kindergarten.

Die griechische Kollegin bei meiner letzten (ach so tollen) Arbeitsstelle war auch auf einmal beleidigt. Sie hatte ohne ersichtlichen Grund von heute auf morgen beschlossen, nichts mehr zu reden. Wir waren nur zu dritt im Büro.  Meine (stets ach so tolle) gutgelaunte Chefin und die „verschnupfte“ Kollegin. Ich war vor Vorfreude auf den folgenden Arbeitstag kaum zu bremsen.

Kos ist im Tourismus schnell gewachsen. So sind in Führungspositionen Personen gelandet, die außer Fremdsprachenkenntnisse keinerlei Kompetenzen mitbringen:
weder Führungsqualitäten, fachliche Kompetenz, Empathie oder Freundlichkeit.
Die mangelnde Leitung, fachliche Unfähigkeit und einer eigenen Arbeitsleistung gen Null
wird mit Intrigen und Lügen übertüncht und verschwiegen. Für die schlechte Stimmung am Arbeitsplatz sind selbstverständlich auch ausschließlich die Untertanen schuld.
Klar, es ist liegt in der Psyche jedes Menschen bei ständigem Gekeife, demotivierenden Sprüchen und Unfreundlichkeit des Chefs zur Höchstleistung aufzulaufen .

Solche „Chefs“ sitzen leider oft viel zu lange auf ihren Positionen, da sie sich wiederum von „ganz oben“ als Marionetten gut führen lassen. Außerdem sind sie einiges günstiger,  als ausgebildete Führungspositionen.  Eine Erfahrung, die auch ich mit meinem letzten Arbeitgeber machen musste.  Wahrscheinlich ist das ein globales Problem und nicht nur auf Kos so. Irgendwann hat jeder mal ’nen doofen Chef, und ich hatte oft nur Glück. Allerdings hätte ich gerne auf die letzte Erfahrung verzichtet, aber wir haben es alle überlebt.

Meine Kollegen, und meiner Erkenntnis nach auch meine damalige Vorgesetzte, die allerdings nach wie vor ihre Angestellten drangsaliert. Ob die griechische Kollegin die Sprache wieder gefunden hat, oder immer noch schweigt, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.

Die Arbeitszeiten

Ein ganz großer Negativpunkt:
Viele arbeiten sieben Tage die Woche. Eine fünf Tage Woche gibt es auf Kos nicht, eine sechs Tage Woche gehört zur Ausnahme.
Ich gehöre zu den Glücklichen, die eine sechs Tage Woche haben, eine sieben Tage Woche würde ich schlichtweg nicht überleben. Es ist nicht nur die stets andauernde Präsenz, sondern auch der ständige Kontakt mit Menschen, der einem zu schaffen macht. Viele arbeiten bis zu 16 Stunden, oft in zwei verschiedenen Jobs und Schichten.
Ich bewundere jeden, der tagtäglich im regen Kontakt mit den Touristen steht und sich oft  „sinnfreie“ Fragen anhören muss, wie:

Woher kommt der Wind? Ist der immer so? Wird es morgen auch so heiß? Wie ist der Wind nächste Woche?
Aber es geht noch besser:
Wo ist denn hier der Bahnhof und wann fährt der nächste Zug nach Athen?
Die Abfahrtzeit für den nächsten Bus nach Santorini?

Fast alle Positionen in den Touristen Jobs sind unterbesetzt, damit wird dem Arbeitnehmer automatisch eine Unabkömmlichkeit infiltriert. Krank werden oder womöglich frei machen für viele Arbeitgeber einfach unvorstellbar und nicht machbar. Hier wieder das Negativbeispiel meines letzten Arbeitgebers:
Meine Oma starb (wie konnte sie nur) in der Hochsaison. Meine Arbeitgeberin hat sich dagegen gesträubt, mich zur Beerdigung fliegen zu lassen. Bin aber dann trotzdem geflogen. 😉
Das Schlimme ist, wenn man, ein bisschen Verantwortungsbewusstsein seinem Job gegenüber hat, diese Unabkömmlichkeit auch annimmt.

Meine Kollegin arbeitete mit dreifachen Bandscheiben Vorfall, die andere auch bei nicht so tollen Tagen in der Schwangerschaft. Ich mit Schnupfen und Halsschmerzen, was (für mich) genauso schlimm ist wie eine Zwillingsschwangerschaft und Bandscheibenvorfall gleichzeitig 😉
Ihr müsst wissen, Schnupfen geht überhaupt nicht. In Kombination mit Halsschmerzen, kämpfe ich automatisch ums Überleben und ich mutiere zum Mann 😉 Meine Kollegen und Freunde wissen das und überschlagen sich immer vor Mitleid (nicht!!!)  Aber auch ich habe tapfer mit Halsschmerzen und Schnupfen gearbeitet.

Die Bezahlung:

Der Knackpunkt schlechthin:
Die Saison geht nur sechs oder sieben Monate. Somit ist das Einkommen auf diese Zeit beschränkt. Der Gehaltsspiegel sehr niedrig.
Hier ein paar Beispiele:
Rezeption, Verkaufspersonal im Souvenirshop, Mitarbeiter bei einer Ausflugsagentur/Autovermietung, Kellner, 700 – 1000 €. Arbeitszeit pro Tag meist 10 Stunden.
In einer leitenden Position zwischen 1200 € bis 1500 €.
Macht somit im besten Falle ein Jahreseinkommen von max. 10.000 €.

Der Stundenlohn beträgt zwischen 3 € und 5 €.
Definitiv zu wenig, um mit einem Gehalt von sechs Monaten über die Runden zu kommen.
Wenn man zwei Saisons als Vollzeitkraft gearbeitet und auch angemeldet war, gibt es im Winter dann noch dreimal ein pauschales Arbeitslosengeld von knapp 400 € dazu. Egal, in welcher Position man gearbeitet hat.

Und es gibt sie hier auf der Insel immer noch:
Arbeitgeber, die die Mitarbeiter nur auf Teilzeit anmelden, aber zur vollen Stundenzahl arbeiten lassen. Somit werden natürlich auch Leistungen wie Krankenversicherung und Renten nur teilweise eingezahlt.  Oder auch Arbeitgeber, die das Gehalt Monate später oder auch gar nicht zahlen. Als Insider weiß man natürlich, wer das ist.  Als Inselneuling ist da der ein oder andere schon böse auf die Nase gefallen.

Thema Selbstständigkeit:

Die Steuergesetze, All-inclusive-Hotels und die unstabile politische Lage machen es einem nicht einfach. Viele leer stehende Geschäfte und wechselnde Besitzer der Läden beweisen es.  Will man beispielsweise ein Laden pachten, gibt es meist nur Verträge, die über mehrere Jahre gehen.
Des Weiteren hat man nur im Sommer Einnahmen, muss aber die Pacht 12 Monate bezahlen.
Die Pacht beträgt hier in guter Lage genauso viel wie in der Fußgängerzone einer deutschen Großstadt.
Falls man allerdings als „digitaler Nomade“ arbeiten kann, spricht natürlich nichts dagegen auf Kos zu arbeiten und zu leben.

Der Winter als Arbeitsloser kann nicht nur finanziell zu lange dauern:
Vielen ist es hier im Winter zu langweilig. Die meisten Geschäfte, Restaurants haben geschlossen. Viele der lieb gewonnenen Kollegen verlassen die Insel und gehen zurück in ihren Heimatort. Nachdem das Saisonende sehr abrupt kommt, muss man sich an das Nichtstun auch erst mal gewöhnen. Ohne Familie oder Freunde können die Tage recht öde werden, besonders wenn das Wetter nicht mitspielt.

Fazit über das Arbeiten auf Kos:
Als einmalige Saisonarbeit uneingeschränkt empfehlen. Wenn man weiß, dass man nicht viel Zeit für Freizeit hat. Eine langfristige Auswanderung sollte man sich (egal in welches Land) gut überlegen.
Einfacher wird es mit großem finanziellen Polster oder als „digital“ Unabhängiger.

Falls das mit dem Arbeiten auf Kos, oder dem Auswandern nicht klappt, kann man aber Kos weiter als Urlaubsziel genießen.

Das griechische Schulsystem
Die griechische Taufe
Die Griechen

Mehr über das Leben, das Arbeiten auf Kos, und über die Mentalität  in meinem Reiseführer*

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